80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Wiedererrichtung der demokratischen Republik Österreich, 70 Jahre nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages, 30 Jahre nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union sollte man meinen, dass Friedenskultur und Demokratieverständnis ein Selbstverständnis unserer Gesellschaft sind. 

Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989, die Auflösung des Sowjetimperiums und die damit einhergehende Befreiung der Ostblockstaaten aus dem kommunistischen Joch vermeinten den endgültigen Siegeszug des demokratischen Staatswesens über jede Form einer diktatorischen Unterdrückung. Die rasche Eingliederung eben dieser ehemaligen Ostblockstaaten in das Friedensprojekt Europa ließen jeden Zweifler eines Sieges von Demokratie und Frieden über Diktatur, Unterjochung und Krieg verstummen. Das Ende des Kalten Krieges wurde besiegelt. Das gegenseitige Wettrüsten wurde wenigstens nach außen hin für beendet erklärt. Die europäische Gesellschaft stellte sich auf eine wirtschaftlich prosperierende, friedliche, demokratische Zukunft ein.

Doch wie steht es heute um Frieden und Demokratie? 

Täglich werden diese vermeintlichen Bastionen unseres europäischen Wertesystems förmlich von einem Kugelhagel durchlöchert. Angriffskrieg in Europa, Aushöhlung demokratischer Institutionen, Missachtung von Menschenrechten und Grundfreiheiten, Rufe nach einem „Führer“ …

Laut UNESCO beinhaltet eine Kultur des Friedens die uneingeschränkte Achtung der Grundsätze von Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie, Toleranz, Solidarität, Zusammenarbeit, Pluralismus, kultureller Vielfalt, Dialog und Verständigung – sowohl innerhalb von Gesellschaften als auch zwischen Nationen.

Das Gebot der Stunde muss daher sein, eine Offensive einer Friedens- und Demokratiebildung zu starten. Diese Plattform und die Themen, die hier angeboten werden, sollte ein wichtiger Baustein hierfür sein.

Friedensbildung – Pädagogische Umsetzung

Friedensbildung ist eine Form der politischen Bildung, die in Schulen als zentraler Lernort für Frieden verankert ist. Sie geht über Friedenspädagogik (Theoriebildung und Lernmodelle) und Friedenserziehung (direkte pädagogische Arbeit) hinaus und umfasst umfassende Lernprozesse, die auf den Leitwert Frieden ausgerichtet sind. Ziel ist es, konstruktive Formen der Konfliktbewältigung zu fördern und die Friedensfähigkeit von Menschen und Gruppen zu stärken.

Demokratiebildung – Verbindung zu Frieden

Demokratiebildung fördert das Verständnis und die Praxis demokratischer Teilhabe, die als Voraussetzung für politischen Frieden gilt. Demokratie bedeutet nicht nur Wahlrecht, sondern aktive Mitgestaltung der Gesellschaft und das Einbringen der eigenen Stimme. Demokratie und Frieden hängen eng zusammen, da demokratische Gesellschaften durch ihre Institutionen und Normen Gewalt und Kriege untereinander weitgehend vermeiden. Gleichzeitig ist Demokratiebildung eine wichtige Grundlage, um soziale Gerechtigkeit zu fördern und eine konstruktive Konfliktkultur zu entwickeln.

Friedenskultur und Demokratieverständnis sind zentrale Voraussetzungen für eine friedliche Gesellschaft. Demokratie fördert durch ihre Werte und Strukturen eine Kultur des Friedens, während Friedenspädagogik und Demokratiebildung Menschen dazu befähigen, diese Werte zu leben und weiterzuentwickeln. Beide Konzepte bedingen und stärken sich gegenseitig und sind für das friedliche Zusammenleben – sowohl innerhalb von Gesellschaften als auch international – unverzichtbar.

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